Barockensemble scenitas

KonVersatIonen

KonVersatIonen spielt Kammermusik in ihrer kleinsten Form. Erste Beispiele für eine Duobesetzung ohne begleitendes Tasteninstrument finden sich bereits im 17. Jahrhundert in italienischen Violinsonaten. Bezeichnet sind sie als Sonaten für Violine und Violone (oder Cembalo): Zwei eng verwandte, doch nicht gleiche Streichinstrumente finden in ihrem musikalischen Dialog zu einem spannungsreichen Gedankenaustausch. 

Karen Marit Ehlig (Violine) und Isolde Winter (Violoncello, Viola da gamba) gelingt es, die besonderen Ausdrucksmöglichkeiten ihrer Instrumente nuanciert einzusetzen und durch detailfreudiges Musizieren die subtile harmonische Welt des Barock für ihr Publikum lebendig werden zu lassen. Die beiden Musikerinnen lernten sich während des Studiums der Alten Musik in Leipzig kennen und spielen seit 2007 als Duo sowie mit Gästen in größeren Kammerbesetzungen. 

Programme

Wenn ich ein König wär’ … – Kammermusik am französischen Hof

Marin Marais, Pierre Danican Philidor, Louis Francœur Le Fils u.a.

 

Für die Gäste des französischen Hofes war zweifelsohne die außerordentlich große Streicherbesetzung, jene berühmten Vingt-quatre Violons du Roy – die 24 Violinen der Hofkapelle Ludwig XIV. – besonders beeindruckend. Selbst der englische Hof eiferte darin dem Vorbild von Versailles nach, auch wenn man politisch kaum einer Meinung war. Doch sobald sich die Türen der Säle schlossen und der französische König sich in die privaten Gemächer zurückzog, diente die Musique de la Chambre allein seiner Unterhaltung und Erbauung und der eines ausgesucht kleinen Personenkreises. Ebenso handverlesen waren die Musiker, denen die Ehre zukam, für den Herrscher virtuose Sonaten im modernsten, im italienischen Stil und Suiten aus charaktervollen Tänzen aufzuführen.

 

mit Lucia Mense – Travers- und Blockflöte

Hasse, Jommelli & Co. – Musikalische Begegnungen in Rom

Es ist unmöglich, sich dieser Stadt, welche noch immer in Absicht auf die Künste die Hauptstadt der Welt ist, zu nahen, ohne von einem Gefühl hingerissen zu werden, dergleichen keine andere Situation erregen kann.

Charles Burney

 

Der Reisende des 18. Jahrhunderts suchte in Rom das Alte in der Architektur und die Novitäten der Musik. Staunend stand man vor klassischen Bauten und verglich sie mit bekannten Abbildungen oder war überwältigt von den musikalischen Aufführungen in  Kirchen, Theatern und Palästen. Immer beliebter wurde die private Kammermusik, in der Adelige und nicht anders die finanzkräftigen Bürger gemeinsam mit den von ihnen reich entlohnten Virtuosen musizierten: Der musikalische Dialog gewann an Bedeutung unter den Kunstsinnigen der Stadt.

 

Zahlreiche Duette für Violine und Violoncello, in denen Letzteres endgültig die Rolle des reinen Baßinstruments verließ und zum Partner der Violine wurde, adaptierten beliebte Opernarien des heute unbekannten Pasquale Anfossi oder Sonaten, galante Tänze und Ouvertüren Johann Adolf Hasses und Niccòlo Jommellis.

Ragù alla bolognese – Norditalienische Musik um 1700

Giovanni Battista Bononcini, Giovanni Battista Vitali, Domenico Gabrielli u.a.

 

Für reichhaltiges Essens und eine altehrwürdige Universität ist Bologna bestens bekannt. Welche Bedeutung der Stadt für die Musikgeschichte zukommt, ist dagegen weniger geläufig. Neben Rom, Venedig und Neapel wurde Bologna im 17. Jahrhundert zu einem Zentrum der musikalischen Entwicklung. Es entstand eine Hochburg des Musikdrucks für Instrumentalmusik und damit ein neues Zentrum des Verlagswesens. Auch die an der Hauptkirche San Petronio damals bereits über 200 Jahre bestehende hervorragende Kapelle erhielt prominenten Zuwachs, als die 1666 vom Grafen Carrati begründete Accademia Filarmonica immer mehr Musiker von Rang nach Bologna zog, die an dieser Bildungsstätte ihre Kompositionen diskutierten und aufführten. Die gedruckten Werke fanden ihrerseits den Weg in das private Musikleben gebildeter Familien.

 

Die Form der für eine Aufführung außerhalb der Gottesdienste bestimmten Sonaten, die Sonate da camera, erfuhr durch die Bologneser Musiker in dieser Zeit entscheidende Impulse. Anders als in der Kirche, wo eine große Klangfülle gewünscht war, kamen diese Sonaten auch ohne starke Baßinstrumente aus. Das handliche Violoncello erwies sich dazu als idealer Partner der Violine. Nicht ohne Grund kamen die frühesten virtuosen Cellisten aus Bologna: Sie bedachten ihr Instrument neben seiner Rolle als Begleiter als erste auch mit solistischen Aufgaben.

Da mente, non da penna: Die musikalischen Erfindungen der Herren T., H. & B.

Die alten Wege sind schon viel zu gemein, sie sind einem jeden, der nur Geist und Erfindung besitzet, gar zu bekannt.

Lorenz Mizler

 

Die Kunst der Erfindung ist das Wesen der musikalischen Gelehrtheit – aus dem Gedanken, nicht aus der Feder. Johann Mattheson bezeugt dies in der „Grundlage einer Ehrenpforte“ durch seinen Bericht über eine Reise mit seinem Freund Georg Friedrich Händel nach Lübeck: „Wir […] machten viele Doppelfugen auf dem Wagen, da mente, non da penna.“ Nicht mittels einer an Fleiß und Arbeit sich erfreuenden Geisteshaltung, sondern durch die vielmehr dem altitalienischen Ideal des Baldassare Castiglione verpflichteten sprezzatura bewältigt man seine Aufgaben ohne merkliche Anstrengung: mit Leichtigkeit und Nonchalance.

 

In strenger und freier Form, geprägt von Dramatik, Humor und folkloristischen Einflüssen erfanden Georg Philipp Telemann, Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach in einer imitierenden Mehrstimmigkeit verschiedene Formen des musikalischen Dialogs, in dem ein Spieler auf besonders intime Weise mit sich selbst sprechen konnte. Gleichwohl und in enger Verwandtschaft zur Musik für Tasteninstrumente schrieben bereits Komponisten früherer Generationen zahlreiche Werke für eine Duobesetzung. In ihnen bewirkt der weitere Tonumfang zweier eng verwandter, aber nicht gleicher Streichinstrumente – Violine und Violoncello – einen enormen Zuwachs an Spannung und Ausdrucksfülle.